Die TH. WITT Kältemaschinenfabrik GmbH hat eine bemerkenswerte Historie, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Den Weg des Familienunternehmens zu einem global agierenden und führenden Anbieter industrieller Kältetechnik skizzieren wir im Folgenden ebenso wie die beeindruckende Entwicklung der Kältetechnik über die Jahre.
Monika Witt und Florian
Weber (4. Generation)
Nachdem die Tochter
von Günter Witt erste Erfahrungen als Projektingenieurin im Tieftemperaturbereich
(Luftzerlegungsanlagen) in Deutschland und den USA sammeln konnte, führt sie
seit 1998 als geschäftsführende Gesellschafterin die Familientradition fort.
Als Urenkel von Theodor Witt leitet Florian Weber seit 1999 die kaufmännischen Belange und übernimmt in seiner Funktion als geschäftsführender Gesellschafter Verantwortung für das erfolgreiche Fortbestehen des Familienunternehmens.
Günter Witt (3. Generation)
Als Dipl.-Ing. Günter Witt im Jahr 1965 als alleiniger Geschäftsführer das Familienunternehmen übernimmt, wird die Firma um einen neuen Bürotrakt erweitert.
Die bis dahin fortgeführte „Kleinkälte“ wird eingestellt. Stattdessen werden die Fertigung und der Vertrieb der Eiswasseranlagen ausgebaut.
Die Produktion von Kältekomponenten erfolgt zunächst nur für die selbsterstellten Kälteanlagen. Die Hochdruck-Schwimmerregler sowie Kältemittelpumpen entwickelt Günter Witt weiter (zunächst die hermetische SP-Reihe und die offene GP-Reihe, später die HRP-Reihe). Darüber hinaus verbessert er die Eiswasseranlagen.
Zuerst von der Firma Linde, später auch von vielen anderen Unternehmen angeregt, werden die Kältemittelkomponenten künftig auch am Markt für Montagefirmen von Großkälteanlagen angeboten. Und dies mit großem Erfolg, obwohl diesem Vorhaben einige Vorbehalte gegenüber einem eventuellen Wettbewerber entgegenstehen. Überwunden werden diese Bedenken durch die strikte Trennung zwischen Anlagenbau und Komponentenverkauf. Darüber hinaus sprechen die Vorteile für sich, ausgereifte Produkte für die Industriekälte erwerben zu können, die auf jahrelanger Erfahrung und Sachkenntnissen beruhen.
Hans Witt (die 2.
Generation)
Hans Witt tritt 1924 in das Unternehmen seines Vaters ein und übernimmt
1933 die Geschäftsführung. Nach dem Tod Theodors wird er 1939 alleiniger
Geschäftsführer der seit 1911 als GmbH eingetragenen Firma mit ca. 100
Beschäftigten.
Nach dem Krieg konstruiert und baut Hans Witt die ersten
Kältemittelverdichter mit geschweißtem Gehäuse und bringt die Kältemittelpumpen
der AFP-Reihe zur Marktreife. Außerdem entwickelt er die ersten
Eiswasseranlagen mit verzinkten Rohrschlangen, die in zahlreiche Molkereien und
Brauereien installiert werden. Der Bekanntheitsgrad der WITT Kälteanlagen steigt
damit noch einmal deutlich an.
Theodor Witt gründet die Kältemaschinenfabrik
Im Jahre 1896 übernimmt der Jung-Ingenieur Theodor Witt aus Itzehoe/Holstein eine in Aachen zum Verkauf stehende Dampfmaschinenfabrik. Die vorgefundenen Dampfmaschinen-Konstruktionen und die selbstkonstruierten Ammoniak-Kompressoren haben eine gemeinsame Kolbenstange, denn es gibt noch keinen Elektro-Antrieb. Auch alle Produktionsmaschinen werden noch über Riemen angetrieben.
Theodor Witt ist der Erfinder der Hochdruck-Schwimmerregelung in Verbindung mit Zentralabscheider und überfluteten Verdampfern (sowie einer Anfeucht-Einrichtung für das Sauggas). Für dieses Konzept erhält er Patentschutz. Die ursprünglich als „WITT Hochleistungsregelung“ bezeichnete Anordnung entspricht der bis heute aktuellen Anlagenkonzeption für industrielle Großkälteanlagen.
Neben dem Bau von zeitgemäßen Kälteanlagen ist es Theodor Witts Motivation, die aufwendige Maschinenbetreuung von Kälteanlagen durch eine weitgehend automatische Betriebsweise zu ersetzen.
Kältemittelpumpe Typ NRP für CO2 kommt auf den Markt
Kältemittelpumpe Typ NRP für CO2 wird für die Serienfertigung freigegeben
In den vorangegangenen 4 Jahren intensiver Labor- und Feldtests konnte die NRP Ihre Zuverlässigkeit unter schwierigsten Betriebsbedingungen unter Beweis stellen.
Natürliche Kältemittel erfreuen sich immer größerer Beliebtheit nicht nur um den Klimaschutz zu unterstützen. Insbesondere Kohlendioxid kann in Industriekälteanlagen bei tiefen Temperaturen auch energetisch die beste Wahl darstellen. Die NRP wurde speziell für den Einsatz von CO2 als Kältemittel oder Kälteträger konstruiert und ist auch bei kritischen Betriebsbedingungen (z.B. zeitweiliger Trockenlauf) ungeschlagen zuverlässig.
Kältemittelpumpe Typ HRP
kommt auf den Markt
Die ausschließlich für die Kälteindustrie entwickelte Kältemittelpumpe des Typen HRP in hermetischer Ausführung wird zum Verkauf freigegeben.
Kältemittelpumpe Typ GP kommt auf den Markt
Mit doppelter Gleitringdichtung und Flansch-Motor wird die Kältemittelpumpe des Typen GP zum Verkauf freigegeben. Durch die sehr große Robustheit ist die große Nachfrage nach der GP bis heute ungebrochen.
Kältemittelpumpe Typ SP
kommt auf den Markt
Mit der Kältemittelpumpe des Typen SP veröffentlicht WITT erstmalig eine hermetisch ausgeführte Kältemittelpumpe. 1975 werden Produktion und Verkauf eingestellt.
Kältemittelpumpe Typ AFP
kommt auf den Markt
Mit der Kältemittelpumpe des Typen AFP kommt der Nachfolger der PU. Um 1972 werden Produktion und Verkauf eingestellt.
WITT Kältemittelpumpen
Seit seiner Gründung baut WITT Kältemittelpumpen. Diese werden mit der Zeit zum Serienprodukt und besitzen eine doppelte Ölkammer mit je einem Öleinfülltopf. Die Gleitringdichtung besteht seinerzeit aus einem O-Ring. Durch die vollständige Zerstörung des Werkes im 2. Weltkrieg existieren dazu leider keine Dokumente mehr.
Das uns älteste bekannte Prospekt stammt aus dem Jahre 1940 und zeigt die Kältemittelpumpe vom Typen PU, deren Produktion und Verkauf 1965 eingestellt werden.
Neuer Standort
Lukasstraße, Aachen
Um Platz für die gestiegenen Anforderungen zu schaffen, wird die Firma 1984 von der alten Adresse in der Kamperstraße in das auf ca. 20.000 m² vergrößerte, neue Werk in der Lukasstr. 32 verlagert.
Die Eiswasser-Jahre
In Molkereien und Brauereien stehen bis zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich große Kälteanlagen, die täglich nur kurzzeitig zum Einsatz kommen. Da aber hauptsächlich Kälte bei ± 0 °C benötigt wird, kann hier als wesentlich effizientere Methode Eisspeicherung und Umpumpen von Schmelzwasser zur Anwendung kommen. Die Firma WITT wird ab Mitte der 50er Jahre zum Marktführer auf diesem Spezialgebiet. Mit feuerverzinkten Ammoniak-Verdampfersystemen aus eigener Fertigung kann unter Verwendung des verbilligten Nachtstromes Eis angefroren werden, das tagsüber abgeschmolzen wird. Der unproblematische Umgang mit Wasser an den Kühlstellen trägt zum Erfolg dieses Verfahrens entscheidend bei.
Wiederaufbau der Fabrik
Ein Neubau für Werkstatt und Büros kann 1951 an alter Stelle im Aachener Süden wieder bezogen werden. Die ersten Kunden, die mit der neuen D-Mark bar bezahlen können, sind die Eisdielen. Später kommen verschiedene Gewerbebetriebe hinzu.
Die in Aachen ansässige Schokoladenindustrie und viele andere Firmen, die mit der Lagerung oder Verarbeitung von Nahrungsmitteln und Getränken zu tun haben, lassen das Geschäft mit Ammoniak-Großkälteanlagen wiederaufleben.
Die benötigten Kompressoren, Hochdruck-Schwimmerregler, Abscheider, Kältemittelpumpen und Absperrventile sind allesamt selbst produziert.
1954 wird wieder eine Beschäftigtenzahl von ca. 100 Mitarbeitern erreicht. Mit geringen Abweichungen bleibt diese Zahl bis in die 90er Jahre konstant.
der Neubeginn
Mit ca. 25 Mitarbeitern wird der Betrieb in ehemaligen Schweinemast-Ställen provisorisch wieder aufgenommen. Reparaturen und Neuinstallationen aus Altbeständen werden gegen Lebensmittel eingetauscht, um die Hungerjahre zu überstehen.
der zweite Weltkrieg
Während der Zeit des zweiten Weltkrieges erhält WITT kriegswichtige Aufträge zur Sicherstellung der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung.
Am 11. April 1944 wird das Werk in Aachen durch Bomben komplett zerstört. Die Belegschaft samt Familien wird nach Illertissen in Bayern gebracht. Mit einer notdürftig aufgezogenen Fertigung wird bei der Kältemaschinenfabrik Gebr. Plersch weiterproduziert. Schon im September 1945 erfolgt die Rückkehr in das in Schutt und Asche liegende Aachen.
Produktion und Entwicklung der frühen Jahre
Unter der Leitung von Theodor Witt wird mit der Produktion und Montage von Kältemaschinen und Kühlanlagen sowie den dazu benötigten Kältemittelpumpen begonnen. Zunächst werden die Komponenten für jede Anlage individuell ausgelegt und gefertigt.
Zu den Kunden der ersten Stunde gehören Obstkühlhäuser in Südtirol ebenso wie Schlachthöfe in Norddeutschland. Außerdem werden Kälteanlagen für Handel und Gewerbe im Aachener Umfeld erstellt.
Mit Beginn der 1930er Jahre baut man bei WITT bereits Ammoniak-Kompressoren in geschweißter Ausführung.